Reiseblog. Touren 2016
Frankreich im September. Die Cote d’ Azur
Eine wunderbare Verabredung am Pferdestall
21. September 2016. An diesem Tag hatten wir eine Verabredung mit einer jungen Frau und ihren drei Gesellen. Mit dem Motorrad fuhren wir zum Pferdestall. Die junge Frau und ihre drei Pferde warteten schon auf uns. Die Pferde waren schon gesattelt.
Mein (Roger) Respekt vor Pferden
Nach einer kleinen Einweisung saßen wir nun auf dem Rücken der Camargue Pferde. Es war für mich ein komisches Gefühl. Mein Vater war zwar ein ausgesprochener Pferdenarr und im Krieg hatte er Pferde zugeritten. Zu Hause auf unserem Bauernhof besaßen wir auch ein Pferd.
Allerdings ich hatte großen Respekt vor diesen Tieren und ging ihnen lieber aus dem Weg. Der Grund war der. Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich einen schweren Unfall mit unserem Pferd was mich für fünf Wochen ins Krankenhaus brachte. Als Erinnerung habe ich noch Heute eine große Narbe. Aber an diesem Tag sollte sich das ändern.
Der Klimawandel ist auch in der Camargue angekommen
Schnell und mit Hilfe der jungen Frau hatten die Pferde sich an uns gewöhnt. Nun konnte es endlich losgehen. Wir ritten Richtung Strand. Ja, wir fanden gefallen daran.
Die junge Frau stammt aus Saintes-Maries-de-la-Mer und hatte den größten Teil der Zeit in der Camargue verbracht. Sie zeigte und erzählte uns interessante Dinge über den Ort, die Camargue, das Meer und über die Veränderungen die durch den Klimawandel entstanden sind.
Wir kamen an der Stelle vorbei, dort, wo wir einige Jahre vorher direkt am Strand standen. Aber diese Stelle gab es nicht mehr. Eines Nachts hatte sich das Meer den Strand geholt und nicht mehr hergegeben. Nun steht das Wasser fast bis zur Straße.
Der Katastrophenschutz musste damals einige Wohnmobile vom Strand bergen, so erzählte uns die junge Frau. Das Gute war, dass es keinem Menschen die Gesundheit oder gar das Leben gekostet hatte. Das schlechte war, dass allerdings der Sachschaden enorm war.
Die Welt verändert sich. Eine Lagune verschwindet
Wie ritten zu einer kleinen Lagune. Hier erzählte uns unsere Begleiterin, dass sie dort früher mit Freunden windsurfen war. Inzwischen ist die Lagune komplett versandet. Sie führte das wohl auch auf den Klimawandel zurück. Dieser macht auch vor der Camargue nicht halt.
Wären wir einfach so am Strand entlang gewandert und hätte uns niemand erzählt, wie es dort vor 10 Jahre ausgesehen hatte, wären wir niemals darauf gekommen, dass sich die Welt dort und nicht nur in der Camargue durch die Erderwärmung so stark verändert hat. Auch dort war der Klimawandel angekommen.
In der Heimat der Flamingos
Nun ging es in das Gebiet der Flamingos und den vielen anderen Vogelarten die dort leben. Hier ritten wir teilweise durch knöcheltiefes Wasser, was den Camargue-Pferden nichts ausmachte. Sie sind es wohl so gewöhnt.
Auch die Vögel irritierte unsere Anwesenheit nicht. Immerhin drangen wir dort ihn ihren Lebensraum ein. In aller Gemütlichkeit sammelten sie dort die Muscheln und Krebse ein und ließen sich nicht durch uns stören.
Die Gardian (Rinderhirten) und ihre außergewöhnlichen Pferde
Zum Abschluss ritten wir zu einer riesigen Wiese, dort wo die Rinderhirten (Gardian) auf ihren Camargue Pferden, bestückt mit langen Lanzen, die jungen Stiere für die Arena zusammen trieben.
Diese robusten und wendigen Pferde wurden zur Zeit der Römer eingeführt und sind eine Mischung zwischen Pferderasse Berber und der Pferderasse Araber. Die „Gardian„ haben eine spezielle Reitweise. Hierbei geht es viel über Mitteilung und Signale. Wenig über Zwang.
Das wird auch der Grund gewesen sein, warum unsere Reitbegleitung es nicht so gerne sah, dass man die Zügel zu stark benutzte und den Kopf des Pferdes dabei nach oben bzw. nach hinten zieht.
Die Freundin der jungen Frau, deren Namen wir leider vergessen haben, gehörte zu den Reitern, die die Tiere zusammen trieben. Zum Abschluss lud sie uns noch ein, am Abend in die Arena zu kommen, weil dort die neuen Kampfstiere vorgestellt wurden. Wir waren skeptisch ob wir das wirklich wollten, stimmten aber dann doch zu. Wir sollten überrascht sein.
Der Stierkampf in der Arena von Saintes-Maries-de-la-Mer
Wir waren der Einladung von unserer Reitbegleiterin gefolgt und fanden uns gegen 18.00 Uhr vor der Arena von Saintes-Maries-de-la-Mer ein. Viele Menschen standen davor und wollten ebenfalls dort hinein.
Irgendwann hatten wir es geschafft irgendwo auf der Tribüne einen Stehplatz zu finden. Normalerweise mögen wir solche Art von Veranstaltungen, und hier im Speziellen den Stierkampf, nicht.
Ich hatte mich vor einigen Jahren einmal etwas eingelesen, was den Stierkampf in der Camargue betrifft. Um es ganz klar zu sagen. Wir lehnen den Stierkampf, so wie er z.B. in Spanien stattfindet, strickt ab. Dort werden Stiere zu Tode gequält und das Volk jubelt.
Allerdings hier ist es anders. Hier ist der Stier der Star. Diese Tiere sterben nicht in der Arena. Die richtig guten Stiere sterben auf ihrer Lieblingsweide an Alterschwäche.
Der Stierkampf. Ein blutiges Relikt aus der Antike.
Was den Stierkampf in Spanien betrifft. Es ist erschreckend zu sehen in welche niedrigen Gefilde sich Menschen begeben, die an solchen Veranstaltung Spaß haben. Im alten Rom starben in ca. 900 Jahren fast 500.000 Menschen und einige Millionen Tiere in der Arena.
Der Sinn und Unsinn der Arena im Altertum
Das Colloseum war bei solchen Veranstaltung bis auf den letzten Platz besetzt. Der Eintritt war für die Bürger Roms frei. „Gebt dem Volk Brot und Spiele, dann begehrt es nicht auf“. Das war die Triebfeder der herrschenden Schicht. Und das Volk kam in Scharen.
Die Stadt Rom entwickelte sich zu Zeiten Kaiser Neros zu einer riesigen Stadt mit einer rasend schnell wachsenden Bevölkerungsdichte. Diese Stadt war ein Schmelztiegel vieler verschiedenen ethnischen Gruppen. Es musste ein Weg gefunden werden um die Bevölkerung zu ernähren und dabei alle diese Gruppen unter Kontrolle zu halten. Das Brot spielte dabei eine wichtige Rolle. Aber auch den Zirkus benötigten sie, um die Kanäle der aufkommenden Unzufriedenheit auszulecken.
Das Volk hatte Freude zu sehen wie andere Lebewesen zu Tode gequält wurden. Nun schreiben wir aber 21. Jahrhundert. Ich denke, es sollte sich etwas geändert haben. Oder doch nicht? Aber das war nicht was wir in der Arena sahen. Es ging hier nicht um quälen und töten. Hier mussten sich gut trainierte junge Männer bewähren.
In den Arenen der Camargue sterben weder Stiere noch Menschen
Die Aufgabe war, den Stier mit einem Art Kamm zwischen den Hörner zu berühren. Das Problem war nur, dass der Stier das garnicht gut fand. Also setzte er den Burschen hinterher und jagte sie durch die Arena bis diese Burschen einen Punkt fanden um entweder über die Absperrung mit einem Sprung in den Rundlauf zu gelangen oder noch höher in die erste Etage des Podiums.
So ging es hin und her. Es gab gute Läufer und Springer aber auch gute Stiere. Wenn einer der jungen Männer den Stier zwischen den Hörnern berührt hatte, gab es für Ihn nur noch eins. Flucht. Und das sehr schnell.
Der Auftritt des Machos
Das Publikum applaudierte. Aber nicht nur für die jungen Männer, sondern auch für den Stier. Der letzte Stier war der absolute Star. So kam er auch herein. So tritt ein Macho auf.
Es sollte sich herausstellen, das er nicht nur so Auftrat sondern auch einer war. Der Stier zeigte ganz klar, wer der Herr im Ring ist. Jedes Mal wenn einer der jungen Männer versuchte ihn zu berühren, jagte er ihn durch die Arena.
Und der Stier lernte sehr schnell. Die jungen Männer hatten einen Trick, wie sie über die Abtrennung kamen. Sie sprangen zuerst auf einen Balken, der sich vor der Abtrennung auf Bodenhöhe befindet, von dort aus auf die Abtrennung und von dort aus in den Rundlauf oder in die Zuschauertribüne.
Der Stier dachte, das kann ich auch und war schon im Rundlauf. Alle Menschen verließen den Rundlauf und standen nun mitten in der Arena, während der Stier sein neues Revier inspizierte.
Und es gefiel ihm. Die Männer hingegen, die nun mitten in der Arena standen, sahen nach meiner Meinung etwas ratlos aus. Nach einer Weile hatten einige Mitarbeiter es geschafft den Stier wieder in die Arena zu treiben.
Der alte Zustand war wieder hergestellt und der Stier bekam seinen verdienten Applaus. Dieser Ablauf wiederholte sich mehrmals. Am Ende kamen ein paar Kühe mit Glocken herein. Und was machte dieser Macho Stier? Friedlich trabte der hinter den Frauenbildern her und verließ die Arena. Eben wie im richtigen Leben.
Zufrieden, dass kein einziges Tier oder ein Mensch verletzt oder sogar sein Leben lassen musste, verließen wir die Arena und fuhren zurück zum Wohnmobilstellplatz.