Reiseblog. Touren 2018
Deutschland, vom Norden in den Süden
Besuch der Eremitage von Bayreuth
22. Mai 2018. Wie geplant standen wir an diesem Tag früher auf als sonst, da wir uns das Alte Schloss Eremitage und die Eremitage selber ansehen wollten. Nach dem Frühstück ging es dann endlich los. Von dem Wohnmobilstellplatz gibt es einen Weg, der direkt dort hin führt. Das erste Gebäude welches wir sahen, als wir uns auf dem Weg hinauf zum Schloss befanden war, der Treillage-Pavillon.
Am Pavillon vorbei führte uns der Weg sofort zu unserem Ziel, der Eremitage von Bayreuth und dem dazugehörigen Schloss.
Was ist eine Eremitage?
Eine Eremitage ist eine Einsiedelei. Ursprünglich wurden diese durch Einsiedler (Eremiten) bewohnt, die zurückgezogen lebten und deren Motivation so zu leben, häufig geistlichen Ursprungs war. Sie bewirtschafteten diese Einsiedlerei häufig als Selbstversorger.
Die Form der Gartengestaltung
Im 16. Jahrhundert wurde diese Art der Bewirtschaftung als eine neue Form der Gartengestaltung entdeckt. Vor allen Dingen wurden sie als Freiräume und Rückzugsorte des Nachdenkens und der Besinnung genutzt. Die Themen und Darstellungen entsprachen dem Stil der Renaissance, die sich wiederum stark an der Antike orientierte.
Gestaltung der Gartenanlagen im Spätbarock
Die Eremitage im alten Schloss in dem Bayreuther Ortsteil St. Johannis wurde, wie wir sie heute kennen, um 1715 also in der Zeit des Spätbarocks, angelegt. Allerdings orientierte sich die Gestaltung sehr stark an den aufkommenden Rokokoeinflüssen. Da diese Epochen nicht konkret in Jahreszahlen festzumachen sind, sondern diese nahtlos ineinander liefen, sind viele der Elemente beiden Epochen zuzuordnen.
Jedoch gilt gerade diese Anlage heute als ein Anschauungsobjekt für die Gartenbaukunst des Barock des 18. Jahrhunderts. Phantasievoll wurden hier verschiedene Themen und Objekte zusammengebracht. So entstanden Grotten, Ruinen zur Zierde oder die Höhle des Drachen Fafnir aus der Siegfriedsage.
Das Grabmal von Markgrafen Friedrich lll
Auch das Grabmal des Markgrafen Friedrich lll. welches im antiken Stil gestaltet wurde, befindet sich in dieser Parkanlage.
Gestaltung der Parkanlage am alten Schloss in Bayreuth
Die Aussenform des Gartens wird durch einen Laubwald begrenzt, der in einem Halbkreise angelegt wurde. Innerhalb dieses Halbkreises befinden sich verschiedene geometrische angeordnete Bereiche, Laubbäume, Pavillons, Wasserspiele und stilvoll gestaltete Hecken.
Der Parnass
Der Parnass. Dieser entstand 1718. Er wurde dem gleichnamigen Berg im antiken Griechenland nachempfunden. Dieser Berg wurde in der Antike dem Gott Apollo geweiht. Auf diesem Felsen in der Parkanlage der Eremitage standen ursprünglich Statuen von Apollo und seinen Musen.
Woher erhielt diese Parkanlage den Namen Eremitage?
Der Ursprung dieses Namens findet sich in der Erklärung, was ist ein Eremit. Also ein Einsiedler.
Aus welchem Grund auch immer, ahmten die Schlossbewohner, also der Markgraf Georg Wilhelm und seine Gattin Wilhelmine, einschließlich des Personals, das Leben der Einsiedler nach. Kein Glanz und kein Pomp. Alles das blieb vor den Toren des Schlosses.
Über den Tag hielten sich die Personen in dem weitläufigen Park auf. Hier standen ihnen verschiedene Pavillons zur Verfügung. Einfache Kleidung, so wie Eremiten sie trugen, keine Sektgläser oder Silberbesteck, aber dafür Holzbesteck und Geschirr aus Ton. Kein Schmuck für die Damen. Es lebte der Minimalismus und die Askese.
Die Dekadenz des Adel
Abends jedoch begaben sich die Bewohner wieder in das Schloss. Wenn der Markgraf ein Zeichen mit einem Glöckchen gab, welches sich auf dem kleinen Türmchen befand, durfte für ein kurze Zeit den menschlichen Genüssen, den fleischigen Gelüsten und allen anderen Freuden gefrönt werden.
1769. Die Parkanlage verkommt
Der neue Markgraf Karl Alexander von Ansbach hielt die Eremitage für zu kostenintensiv. Die Pflege der Parkanlagen wurde zum großen Teil eingeschränkt und auch teilweise wurde sie auch komplett eingestellt. Der Park verwuschelte und der Waldstreifen eroberte sich große Bereiche der Eremitage.
1790. Die Zerstörung der Gartenanlagen nahm ihren Anfang
Nachdem der Markgraf Karl Alexander von Ansbach abdankte, übernahm Preußen unter der Leitung von Karl August von Hardenberg die Eremitage. Große Teile des Garteninventars sowie Statuen wurden verkauft. Die Preußen mochten solchen Schnickschnack nicht. Ende des 18. Jahrhundert wurden dann Teile der Parkanlage sogar landwirtschaftlich genutzt, ja sogar Teile des Parks auverkauft.
Die Eremitage und die Zeit der Bedeutungslosigkeit
Die Eremitage verlor immer mehr an Bedeutung. Sie wurde nur noch sporadisch bewohnt. Der bayrische Herzog Pius verbrachte hier einige Jahre die Sommerfrische. Aber auch der bayrische König Ludwig ll verbrachte dort einige Nächte, als er die Wagner Festspiele in Bayreuth besuchte. Die geometrisch angelegten Wege waren fast komplett verschwunden.
Die Eremitage erwacht zu neuem Leben
Der Rückkauf ehemaliger Immobilien
1933 ergab sich im Zuge des Reichsautobahnbaus die Möglichkeit Teile des ehemaligem Parks wieder zurückzukaufen. In der Nähe des Sonnentempels entstand ein Parkplatz für Automobile. Ein Fußweg führte nun von der Stadt hinauf zur Eremitage. Es entstand eine Obstplantage und der Kanalgarten wurde wieder hergestellt.
Große Zerstörungen an den Anlagen und dem Schloss Ende des zweiten Weltkriegs
1945. Da die deutsche Wehrmacht bei Kriegsende die Übergabe der Stadt Bayreuth an die amerikanischen Truppen verweigerte, nahmen diese die Eremitage mit acht Jagdbombern unter Beschuss. Die Vermutung lag nahe, dass sich deutsche Truppen unter General August Hagel dort in der Nähe verschanzt hatten. Im Zuge dieses Angriffs entstand großer Schaden an dem Schloss und den Anlagen. Ein Brand vernichtete einige Innenräume.
Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg
Die ehemaligen Immobilien
Zwischen 1960 und 1969 erfolgte der äußerlicher Aufbau des Schlosses. Grundstücke, die früher einmal zur Eremitage gehörten, wurden zurückgekauft und die Parkanlagen wieder hergestellt. So erhielt der Sonnentempel 1969 wieder eine Quadriga (Streitwagen mit vier Pferden). Die Kaskaden wurden restauriert.
1972 erhielt der Kanalgarten wieder Bosketten. Am Schenkenberg entstand 2003 ein neuer chinesischer Pavillon.
2005 wurden dann auch die Innenräume des Schlosses restauriert.