Reiseblog. Touren 2011
Frankreich. Der Ärmelkanal, die Biskaya und das Perigord
Fahrrad-Touren
Die Stadt Aachen war unser erstes Ziel
4. Juni 2011. Ein neuer Tag. Unser Wohnmobil war gepackt. Die grobe Richtung für die erste Tour im Jahr 2011 stand fest. Es konnte also los gehen. Als erstes Ziel steuerten wir die Stadt Aachen an. Dort wohnen meine (Roger) Töchter. Da wir unserem alten Hund Lucky die Strapazen dieser neuen Tour nicht mehr zumuten wollten, erklärten sie sich bereit, ihn für die Zeit unserer Reise auf zu nehmen und sich um ihn zu kümmern. So begleiteten uns auf dieser Tour nur Sarah und Bonny.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten nahmen wir die Autobahnauffahrt in Aachen-Brandt und machten uns auf den Weg zur Grenze nach Belgien. „Nonstop“ ging es quer durch dieses Land Richtung Nordsee.
Boulogne-sur-mer
Wir verließen Belgien und fuhren nun weiter nach Nordfrankreich. Unser Ziel war ein Campingplatz in Equien-Plage, einem kleinen Ort bei Boulogne-sur-mer in der Region Hauts-de-France. Ich (Roger) war in den 1970er Jahren schon mehrmals dort gewesen. Der Campingplatz lag direkt am Meer.
Nach einigem Suchen fanden wir auch diesen Ort wieder. Aber inzwischen existierte der Campingplatz nicht mehr. Stattdessen war nun ein riesiger Touristenparkplatz dort entstanden. Enttäuscht machten wir uns auf die Suche nach einer neuen Übernachtungsmöglichkeit und fanden einen Wohnmobilstellplatz in den Dünen. Inzwischen war es schon Spät geworden. Aber dieser Platz war fast komplett belegt. Einige freundliche Wohnmobilfahrer wollten etwas Platz machen, damit wir dort mit unserem Wohnmobil stehen konnten.
Wir bedankten uns freundlich, aber fuhren weiter auf der Suche nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit. Wie sich dann herausstellte, sollte das ein Fehler gewesen sein, denn auf den anderen Plätzen wie zum Beispiel in Dieppe sah es nicht anders aus.
Eine Nacht auf dem Campingplatz in Criel-sur-mer
Am Ende landeten wir auf einem Campingplatz in Criel-sur-Mer. Dieser Ort gehört schon zur Region Normandie. Inzwischen war es spät geworden und die Nacht brach an. Es wurde höchste Zeit, dass wir einen Platz zum Übernachten finden würden. Wir fanden dann auch endlich auf einem offenen Campingplatz noch ein Plätzchen zum Übernachten. Unser Wohnmobil stand zwar etwas schräg, aber das machte nichts. Wir schliefen in dieser Nacht tief und fest. Deswegen störte uns das auch nicht weiter.
Am nächsten Morgen gingen wir mit unseren anderen beiden Hunden zum Strand und sahen dann, wo und wie wir auf dem Platz standen. Wir befanden uns mitten in einer Senke. Nach ein paar versuchen (Gottseidank hatte unser Wohnmobil Hinterradantrieb mit Zwillingsbereifung) schafften wir es, aus dieser Senke herauszukommen.
Ein kleiner Zwischenstopp in Dieppe in der Normandie
5. Juni 2011. Unsere Reise ging weiter. Als nächstes Ziel hatten wir die Stadt Dieppe ins Auge gefasst. Die Stadt Dieppe befindet sich wie Cril Sur Mer in dem Département Seine-Maritime in der Region Haute-Normandie. Dieppe spielt als See- und Fischereihafen eine bedeutende Rolle, was wohl dem Umstand zu verdanken ist, dass sich diese Stadt im Ärmelkanal, direkt gegenüber von Newhaven und East Sussex in Großbritannien befindet.
Dieppe und die Firma Alpine
Übrigens für Oldtimerfreunde: In Dieppe befand sich die berühmte Firma „Alpine“ die solche legendären Sportwagen wie den Renault Alpine A110 Gordini und den A310 bauten. Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht mit und so beschlossen wir nach einem kurzen Besuch dieser Stadt, unsere Reise Richtung Etretat weiter fort zu setzen.
Etretat an der Alabasterküste
Am 4. Juni erreichten wir Etretat. Auch Etretat befindet sich im Département Seine-Maritime in der Region Haute-Normandie. Markantes Merkmal und oft fotografiert sind die Felsenformationen, die Etretat an beiden Seiten des grobkörnigen Kieselstrands begrenzen. Die weissen Kreidefelsen werden auch als Alabasterküste bezeichnet.
Etretat, eine Inspiration für viele Künstler
Wie Türme ragen einzelnen Felsen aus dem Atlantik. Schriftsteller wie Victor Hugo, Alexandre Dumas oder Maurice Leblanc inspirierte diese Stadt zu ihren Büchern. So lebte die Figur des genialen Gentlemandiebes Arsène Lupin (Maurice Lebanc) dort. Er hatte die von ihm gestohlene Mona Lisa in einem der Felsentürme versteckt. Aber auch Maler wie Claude Monet ließen sich von Etretat verzaubern und der Komponist Jacques Offenbach hielt sich gerne dort auf.
Leider zeigte sich Etretat bei unserem Besuch nicht von seiner schönsten Seite. Nur Regen und keine Aussicht auf Besserung. Ich kannte diese Stadt von früheren Besuchen, aber nur bei schönem Wetter. Trotz Regen beschlossen wir hinauf auf die Klippen zu wandern. Wir haben es nicht bereut. Der Ausblick von dort ist auch bei schlechtem Wetter faszinierend.
Honfleur (Côte Fleurie), der Geburtsort des Impressionismus
6. Juni 2011. Wir erreichten Honfleur im Département Calvados. Dieses Städtchen befindet sich ebenfalls in der Region Normandie. Eine alte Hafenstadt, die zum ersten Mal im 11. Jahrhundert erwähnt wurde. Das heutige Hafenbecken und die Befestigungsanlagen stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Wohnmobilstellplatz Aire de Camping Car de Honfleur
Der Bauernhof Ferme St-Siméon
Honfleur war ein beliebter Ort der Impressionisten wie Claude Monet, Renoir oder Cézanne. Der damalige Bauernhof Ferme St-Siméon gilt sogar als der geheime Geburtsort des Impressionismus. Eugène Boudin, ein Frühimpressionist wurde in Honfleur geboren.
Der Name dieser kleinen Stadt wird von dem Namen der Küste, Côte Fleurie (Blühende Küste) abgeleitet, was erklärt, warum dieser Ort im 19. Jahrhundert bei den Impressionisten so beliebt war.
Ein Kurzaufenthalt in La Chapelle-sur-Dun
Auf unserer Fahrt, die uns an der Küste der Normandie entlang führte, fiel uns auf dem Weg der kleine Ort La Chapelle-sur-Dun auf. Unscheinbar und wie sich bei unserem anschließenden Besuch herausstellen sollte, gemütlich und schön.
Der einfache Wohnmobilstellplatz des Ortes
Wir beschlossen uns diesen Ort einmal anzusehen. Er verfügt sogar über einen Wohnmobilstellplatz. Eigentlich war es nur eine Wiese an einem Bauernhof. Stromanschluss am Wagenschuppen. Entsorgung: Ein Rost über der Güllegrube. Kein Problem. Aber sehr gemütlich.
Ein französisches Dorf zum Wohlfühlen
Der Ort zählt 156 Bewohner. Die Architektur der Häuser ist alt und wunderschön. Im Dorf befindet sich ein kleiner Lebensmittelladen. Wer dorthin geht bekommt das volle Programm inklusive Bistro, Tische und Stühle vor dem Laden. Hier kommt keine Hektik auf. So stellt man sich die französische Gemütlichkeit vor.
Ein Spaziergang mit den Hunden und ein Fahrradausflug
Den Tag verbrachten wir mit einem Spaziergang durch den Ort mit seinen vielen historischen Gebäuden und einer anschließenden Wanderung mit Hunden entlang der Felder und Wiesen in der Umgebung von La Chapelle-sur-Dun. Zum Abschluss des Tages noch einen Fahrradausflug in die nähere Umgebung.
Ein Kurzaufenthalt in Gatteville-le-Phare.
Von Honfleur fuhren wir weiter an der Küste entlang Richtung Caen. Unser Ziel war der kleine Ort Gatteville-le-Phare nicht weit von Cherbourg-en-Cotentin auch kurz Cherbourg.
Der Ort befindet sich im Departement Manche in der Region Normandie, auf der Halbinsel Cotentin. Vom Campingplatz ist es nicht sehr weit bis zum Meer.
Wir hatten uns einen Platz gesucht, auf dem wir alleine standen. Der Strand befindet sich in der Nähe des Wohnmobilstellplatzes. Dies nutzten wir für längere Spaziergänge am Strand entlang. In der Ferne sieht der Wanderer einen Leuchtturm. Dieser befindet sich auf dem Pointe de Barfleur.
Wir blieben nur einen Tag. Am nächsten Morgen fuhren wir weiter.
Le Mont-Saint-Michel in der Normandie
8. Juni 2011. Schon von weitem ist der 46 m hohe aus dem Atlantik ragende Berg Le Mont-Saint-Michel, an deren Spitze sich die Benediktinerabtei Mont Saint Michel befindet, zu sehen. Viele Mythen und Geschichten ranken sich um diesen, von der UNESCO zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannten, Berg.
Mont Saint Michel und die Folgen der Öltankerkatastrophe
Sommer 1981. Zum ersten Mal war ich, Roger, in Mont Saint Michel. Damals konnte man bei Ebbe noch komplett um diese Insel herum laufen. Allerdings bestand der einstige Sandstrand aus einer glitschigen, schwarzen Masse. Der Grund. Am 16. März 1978 lief der Öltanker Amoco Cadiz, ein Tanker der Superklasse, vor der Küste der Bretagne auf Grund und brach auseinander. Das Öl, welches dieser Tanker geladen hatte lief aus und verteilte sich an der Küste der Bretagne bis zur Normandie.
Der Schaden der dabei entstand war nicht nur materieller Art, sondern ein Umweltkatastrophe mit weitreichenden Folgen. Im Sommer 1981 waren diese Folgen in Saint Michel noch immer zu sehen. Die Insel bei Ebbe zu umlaufen war unmöglich. Wir versuchten es. Nach nur wenigen Metern rutsche der 10 jährige Sohn meiner Bekannten aus und fiel hin. Wir hatten einige Zeit und Mühe gehabt um ihn von dem schwarzen Schlamm zu befreien.
Update 2022. Mont Saint Michel und der Klimawandel
2011 waren wir nun erneut in Saint Michel. Die Spuren der Umweltkatastrophe von 1978 waren nicht mehr zu sehen. Mit dem Wohnmobil konnte man direkt vor dem Berg Mont Tombe übernachten. Bei Ebbe und Flut. Doch nun, 10 Jahre später, ist das nicht mehr möglich. Inzwischen ist der Meeresspiegel soweit gestiegen, dass der Parkplatz und auch der wilde Wohnmobilstellplatz vor dem Berg komplett überflutet ist. Es ist eine Folge der klimatischen Veränderungen auf der Erde (Klimawandel) und den damit ansteigenden Wassertemperaturen der Weltmeere. Als Folge dieser Entwicklung das Abschmelzen der Eiskappen der Erdpole.
Der Erzengel Michael
So soll 708 der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches den Auftrag zum Bau einer Kirche auf dem Gipfel des Mont-Tombe (Grab Berg ursprünglicher Name) erteilt haben. Nachdem der Erzengel den Bischof mehrmals vergeblich aufforderte, brannte er ihm zur Strafe mit seinem Finger ein Loch in den Schädel.
Mont Saint Michel und der heilige Gral
Auch wurde dieser Berg in der Artus Sage erwähnt. Im inneren des Berges wird sogar der heilige Gral vermutet. Aber alles nur Mythen und nicht bewiesen. Der ausgestellte Schädel des Bischofs stammt z.B. aus dem Mittelalter.
Herr der Ringe
Le Mont Saint Michel diente den Machern von „Herr der Ringe” als Vorbild für die Hauptstadt von Gondor, „Minis Tirith”.
Die Normannen
Die erste Kirche wurde im 8 Jahrhundert erbaut. 933 fiel die Insel an die Normannen. 1017 begann der Benedektinerabt Hilbert II mit dem Bau der Klosteranlage, die erst 1520 fertiggestellt werden konnte. Die romanische Abteikirche entstand zwischen 1023 bis 1084.
Der Jakobsweg
Im 12. Jahrhundert zog es viele fromme Pilger nach Mont Saint Michel. Für viele Pilger lag der Berg auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Damit ist Le Mont Saint Michel zusätzlich von der UNESCO als Weltkulturerbe des Jakobsweg eingebunden worden.
In der Gemeinde Le Mont Saint Michel leben etwa 40 Menschen, davon sind etwa 12 Einwohner Benediktinermönche.