Wohnmobil Reiseblog. Touren 2019
Städtetour 2019. Einmal Bremen und zurück.
Fahrrad-Touren
Mit dem Wohnmobil nach Münster
Ein spontaner Entschluss
04. – 06. August 2019. Es war ein spontaner Entschluss, als Hilde meinte: „Roger, was hältst du davon, wenn wir eine kleine Städtetour nach Norddeutschland unternehmen?“ Ich überlegte kurz. Der Rasen war ja gemäht, der Schuppen hatte neue Farbe bekommen und die Motorradgarage war endlich fertig geworden. Und wir sind nun beide endlich Rentner. Natürlich los. Was sollte uns aufhalten? Wir hatten ja Zeit.
Schnell war das Wohnmobil gepackt, denn wir hatten ja fast 13 Jahre Zeit gehabt den Ablauf zu üben. Den Anhänger mit Fahrrädern und Motorrad angehängt. Ab in den Baumarkt zwei neue Gasflaschen kaufen und los ging die Fahrt.
Als Tagesziel hatten wir die Stadt Münster ins Auge gefasst. Ich war vor vielen, vielen Jahren schon einmal dort gewesen. Die Stadt hatte mir damals sehr gefallen.
Endlich in Münster
4. August 2019. Am späten Vormittag, es war ein Sonntag, starteten wir von Buchholz im Westerwald unsere Reise. Das Ziel war Münster. Da es ein Sonntag war, ging es auf der Autobahn gut voran. Keine Staus oder sonstige Hindernisse. Unsere Reisegeschwindigkeit war wie immer so zwischen 80 und 100 km/h. So erreichten wir am Nachmittag unser Ziel. Nach einigem Suchen im Internet entschieden wir uns die Nacht auf dem Campingplatz-Münster zu verbringen.
Ein überfüllter Campingplatz
Aber der Campingplatz war knüppelvoll. Angrenzend vor dem Campingplatz befindet sich aber ein Wohnmobilstellplatz. Hier passen ca. 22 Mobile drauf. Aber scheinbar waren wir schon das 21. sodass wir uns mit dem einzigen noch freien Platz zufrieden geben mussten. Der lag direkt neben dem dem Eingang und vis-à-vis der VEB Station. Der Stellplatz war so eng, dass wir gerade eben mit unserem Dreiachser drauf passten. Uns blieben zur Seite nur noch 1.5 m, was gerade ausreichte die Türe auf zu machen. Von der VEB strich ein leicht übler Geruch herüber. Und der Preis dafür. 16 € Platz, 3,50 € pro Hund, 0,50 € Wasser/pro Tag, Grauwasser 1 €. Das macht zusammen: 24,50 € pro Tag. Das war schon happig.
Umzug auf den Wohnmobilstellplatz am Ostbad
Münster. Wohnmobilstellplatz-am-Ostbad
5. bis 6. August 2019. Am nächsten Morgen beschlossen wir weiter zu fahren. Wir machten unseren Wassertank voll und fuhren zum Wohnmobilstellplatz am Ostbad. Vom Ostbad ist es nur einen Katzensprung bis zur Altstadt von Münster. Da Muenster eine Stadt der Fahrradfahrer ist, waren wir im Handumdrehen mit den Fahrrädern in der Innenstadt.
Die Stadt Münster
Einige Daten über die Stadt
Münster ist eine kreisfreie Stadt im Münsterland und gehört zu Nordrhein-Westfalen. Diese Großstadt hat über 300.000 Einwohner. Neben einer Stadt mit einer großen Vergangenheit ist Muenster auch eine Studentenstadt. Ca 65.000 Studenten besuchen die einzelnen Fakultäten der Hochschulen. Neben Aachen gehört Muenster zu den größten Universitätsstädten in Deutschland.
Einige geschichtliche Informationen
Die ersten Siedlungen
Die ersten germanischen Siedlungen wurden wohl dort gefunden, wo sich heute der Dom von Muenster befindet. 300 nach Chr. wurden diese Siedlungen wieder aufgegeben. Später, im 6. Jahrhundert siedelten an dieser Stelle die Sachsen.
793 gab Karl der Große dem Friesen Liudger den Auftrag ein Kloster und eine landwirtschaftliche Siedlung zu bauen. 805 wurde Münster zum Bistum und Liudger zum ersten Bischof. Muenster erhielt den Status einer Stadt und damit begann der Bau eines Doms. Allerdings ohne Stadtrechte. Die gab es erst ab 900.
Aufstieg und Zerstörung
Im 11. Jahrhundert folgte der Bau der Lambertikirche. 1068 erhielt die Stadt einen neuen Namen. Fortan sollte sie Monasterium heißen. Nach einer Phase einer wirtschaftlichen Entwicklung waren die Bürger des Bischofs überdrüssig geworden und jagten ihn aus der Stadt. Der Streit zwischen dem Kaiser und dem Papst endeten 1121 mit dem Niederbrennen Stadt. Der Grund des Streits war, dass sich der Vatikan und der Kaiser nicht einigen konnten, wer den Bischof der Stadt ernennen darf.
Wiederaufbau, Stadtrechte und Märkte
Es folgten Jahre des Wiederaufbaus der Stadt und der Etablierung der alten Märkte. 1170 erhielt Muenster ein Stadtrecht und einen neuen Bischof, der auch gleichzeitig Landesherr war.
Ein Feuer zerstört die Stadt. Der Wiederaufbau
1197 brannte die Stadt bei einem Stadtbrand vollkommen nieder und wurde neu aufgebaut. Allerdings wurden die städtischen Märkte innerhalb der Stadtmauern wegen Brandgefahr untersagt. Damit siedelten sich diese Märkte in den Randbezirken der Stadt an und expandierten. Es begann ein neuer erfolgreicher Abschnitt im Handel und der wirtschaftlichen Entwicklung von Münster. Die Stadt wurde zu dem wichtigsten Marktplatz in Westfalen.
Die neue Stadtmauer
1206 erhielt Münster eine imposante neue Stadtmauer. 10 m hoch und 4 km lang, versehen mit 10 Stadttoren und sechs Verteidigungstürmen. Im 14. Jahrhundert kamen ein Außenwall und zwei Verteidigungsgräben hinzu.
Die Hanse
13. Jahrhundert. Münster, Osnabrück, Herford und Coesfeld gründeten den Ladbergener Städtebund. Diesem Bund schlossen sich wiederum mit Lippe, Soest und Dortmund zum Werner Bund zusammen. Hieraus entstand später die westfälische Hanse, deren Mitglied die Stadt 1368 wurde. Das Ziel der wirtschaftlichen und politischen Stärke wurde damit erreicht.
In dieser Zeit entstanden die Marktkirche St. Lamberti, die Liebfrauenkirche und das Rathaus
Im Zwist (Stiftsfede) mit der Hanse verließ Münster 1454 die Hanse. Wieder einmal ging es um den Einfluss der Kirche und wer den neuen Bischof ernennen darf. Das Bistum oder die Stadt.
Obwohl die Gilden sehr viel zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen hatten, waren sie jedoch politisch ohne Mandat. Erst nachdem sich die Gilden mit der Stadt einigten und sie in den Stadtrat einzogen, wurde der Zwist beigelegt und Münster wurde wieder Mitglied bei der Hanse.
Der Einfluss des Papstes
Immer wieder versuchte die Kirche und damit der Papst über die Jahrhunderte hinweg auf die wirtschaftliche, religiöse und damit auch der politischen Entwicklung der Stadt Einfluss zu nehmen. Und immer wieder versuchten die Bürger von Münster sich aus der Umklammerung dieser Obrigkeit zu lösen um den Status einer Reichsstadt zu erlangen.
Die Reformation
Eine entscheidende Wende in diesen „Machtspielen“ nahm 1517 durch den Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther am Tor der Schlosskirche in Wittenberg seinen Anfang. Auch in Münster fielen die Neuen Lehren Martin Luthers auf fruchtbaren Boden. Der Rat der Stadt entschied auf Drängen des Bürgertums die neuen Lehren der Reformation zu verbreiten. Der neue Bischof Franz von Waldeck wurde verpflichtet dieses Treiben zu unterdrücken. 1532 überzog er die Bürger von Münster mit wirkungslosen wirtschaftlichen Sanktionen. Am Ende wurde den Bürgern die Glaubensfreiheit gewährt.
Dies hatte aber zur Folge, dass es einen „Wettkampf“ zwischen den einzelnen religiösen Ansichten des gelebten Christentums gab. Einen Auswuchs dieser Auseinandersetzung muss auf jeden Fall erwähnt werden. Das Aufkommen der Täuferbewegung.
Die neue Glaubensfreiheit, die Wiedertäufer und ihre Folgen
Da den Bürgern der Stadt die Glaubensfreiheit zusichert wurde, kam es zu Zuwanderungen von Protestanten aus den Niederlanden, die der sogenannten Täuferbewegung angehörten. Da das Gremium, welches für die religiösen Angelegenheiten der Stadt zuständig war, inzwischen komplett evangelisch besetzt war, wurde ein gewisser Rothmann angewiesen, eine neu Gottesdienstordnung durchzusetzen.
Dieser jedoch wandte sich aus Protest der neuen Täuferbewegung zu und forderte als erstes eine Erwachsenentaufe. 1533 tauchte zum ersten Mal der 23 jährige Jan van Leiden auf. Nach einem kurzen Besuch reiste er wieder ab und schickte den „Propheten“ Jan Mathys nach Münster um die Bevölkerung zu bekehren.
Die dunkle Zeit der Wiedertäufer
Damit begannen die ersten Erwachsenentaufen. Die Täufer zogen in den Rat der Stadt Münster ein. Die Vertreibung aller nicht „wiedergetauften“ Protestanten und Katholiken begann. Die Besitztümer wurden entweder zerstört oder gingen in den Besitz der „Getauften“ über. In der nachfolgenden Zeit wurde Münster komplett umorientiert. Gebäude wurden umgebaut, Bilder und Statuen zerstört. Damit gingen in dieser Zeit sehr viele Kunstwerke verloren. Viele moralische Normen wurden abgeschafft. So hatte der Jan Mathys 16 Ehefrauen. Er selber nannte sich König Johannes. Dies Alles erinnert den modernen Menschen eher an eine Sekte als an eine religiöse Vereinigung.
Eine Zeitlang konnten sich die „Wiedertäufer“ gegen die Angriffe der Truppen des Fürstbischof Franz von Waldeck widersetzen. Jedoch im Juni 1535 setzte der Fürst dem Treiben in Münster ein Ende. Die Täufer wurden getötet oder vertrieben. Die drei Anführer unter denen sich auch Jan Mathys befand, wurden ein halbes Jahr unter Folter eingekerkert und anschließend öffentlich auf dem Platz vor der Lambertikirche zu Tode gefoltert. Ihre geschundenen Leichname hingen zur Abschreckung in drei eisernen Käfigen am Turm der Kirche.
In den darauffolgenden Jahrhunderten entwickelte sich diese Stadt zu einem Ort des Wohlstands und der Bildung. Immer vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung und geschichtlichen Ereignissen in Deutschland wie dem ersten und zweiten Weltkrieg.