Touren 2010

2010. Unsere Reise in die Toskana

Von Buchholz nach Ehrwald an der Zugspitze.
28. Augustus 2010. Morgens um 3:00 Uhr starteten wir unsere Reise nach Italien, an deren Höhepunkt die Toscana stehen sollte. Auf unsere Reise begleiteten uns unsere beiden Hunde Lucky und Maiki. Es versprach ein sehr schöner Tag zu werden. Im Osten ging langsam die Sonne auf. Ein guter Tag zum Reisen.

So rollten wir mit ungefähr 100 km/h über die fast leere Autobahn Richtung Süden. Unterwegs hielten wir kurz an. Es gab Brote und Kaffee zum Frühstück. Bis kurz vor München lief alles reibungslos. Doch dann standen wir plötzlich stundenlang im Stau. Es ging nichts mehr. Aber schlimmer war, dass zwei junge Männer einige hundert Meter vor uns mit ihrem PKW unter einen LKW gefahren waren. Leider hatte keiner der Beiden das überlebt. Das erfuhren wir später in den „Nachrichten”.


Am Nachmittag erreichten wir die Grenze nach Österreich. Inzwischen regnete es Bindfäden. Dann auf dem Weg nach Ehrwald. Die Zugspitze war nirgendwo zu sehen. Der Regen vermengte sich je höher wir kamen mit Nebel. Es war einfach ungemütlich und das Fahren bei solch einem Wetter sehr anstrengen. Am späten Nachmittag erreichten wir dann endlich das Alpenhotel Zugspitzblick und damit das “Tiroler Zugspitzcamp” in ca. 1400 m Höhe.

An den Umrissen konnten wir nur erahnen wo sich die Zugspitze befindet. Nachdem wir unseren Stellplatz bezogen hatten, zogen wir uns unsere Regenjacken an, schnürten unsere Wanderschuhe und ab ging es hinauf Richtung Zugspitze. Aber der Optimismus war wohl etwas zu groß und die Realität holte uns ein. Das Wetter verschlechterte sich zusehends. Dabei wurde es immer dunkler und kälter. Schlechte Voraussetzungen für eine Wanderung in den Bergen.


Nach einer Stunde beschlossen wir umzukehren. In unserem Wohnmobil gönnten wir uns erst einmal einen heißen Kaffee. Gegen 7.00 am nächsten morgen meldeten sich unsere Hunde. Es wurde Zeit um “Gassi” zu gehen. Als wir die Türe des Wohnmobils öffneten lachte uns die Morgensonne entgegen, als ob es nie etwas Anderes gemacht hätte. Es war wirklich überwältigend. Wir sahen nun endlich die Zugspitze.

Trotz der Sonne war es empfindlich kalt. So 3-5° C. (August). Nachdem wir für unseren Platz bezahlt hatten (45 Euro) fuhren wir am späten Vormittag weiter. Das Tagesziel sollte der Gardasee sein.
Auf dem Weg zum Gardasee


29. August 2010. Von der Zugspitze fuhren wir weiter zu der Brenner-Autobahn (A13 , ab Italien A22). Diese Autobahn wurde 1960 gebaut und führt von Innsbruck zum Brennerpass (1350 m über NN). Der Pass ist die Grenze zwischen dem österreichischen Nordtirol und dem italienischen Südtirol. Schon die Römer benutzten den Brenner Pass zum überqueren der Alpen. Es bot sich auf dieser Route eine reizvolle Landschaft.




Die Europabrücke (815 m lang und 190 m hoch), das Stubaital, der Brennersee und natürlich die südtiroler Weinberge, die Obstplantagen, die Gehöfte und Burgen auf den Felsen. Da man als Wohnmobilfahrer nicht gerade zu den schnellen Verkehrsteilnehmern gehört, hatten wir Zeit und Muße diese Eindrücke auf uns einwirken zu lassen.



Wir verließen die Autobahn und fuhren weiter zum Gardasee. Es war unglaublich. Am Morgens waren wir noch an der Zugspitze, es hatte geregnet, und heute morgen waren es ca. 5° C. Auf der anderen Seite der Alpen schien die Sonne und es war angenehm warm. Eben wie es im „Süden” so ist. Einfach wunderbar.
Lago di Garda (der Gardasee)
29. August 2010. Endlich am Lago di Garda (der Gardasee). Am Nachmittag erreichten wir den Gardasee. Unser erster Anlaufpunkt war der Ort Garda. Nach einer kleinen Pause fuhren wir weiter nach Riva del Garda. Es war Sonntag. Scheinbar hatte sich ganz Italien am Gardasee verabredet und eingefunden.




Zwischen Garda und Riva del Garda versuchten wir vergeblich einen Wohnmobilstellplatz zu ergattern. Es waren chaotische Verkehrs- und Parkbedingungen. Da auch viele Fahrzeuge einfach am Straßenrand rechts und links geparkt waren, wurde die Fahrspur zu einem Trampelpfad.

Und dann passierte es. Ein italienischer Womo-Fahrer, der wohl nicht so recht wusste wie breit sein Mobil ist, und dass man bei solchen Verkehrsbedingungen das Tempo drosseln sollte, fuhr so weit in der Mitte, dass er uns den linken Außenspiegel abfuhr. Ohne sich um den Schaden zu kümmern, fuhr er einfach weiter. Auf einem Parkplatz hielten wir an und konnten den Spiegel soweit provisorisch wieder instandsetzen.


Wir waren genervt. Dann standen wir auf dem Weg nach Riva del Garda zwei Stunden im Stau. Zuerst bereuten wir es an einem Wochenende an den Gardasee gefahren zu sein. Trotzdem sollte man an Allem etwas Positives sehen. Wir standen also im Stau, sahen direkt auf den See, tranken Kaffee und genossen die Aussicht, die Sonne und die Ruhe. Die Sonne bewegte sich Richtung Untergang als wir endlich Riva del Garda erreichten.


Auf dem Wohnmobilstellplatz in der Via Brione beschlossen wir die Nacht zu verbringen. Nachdem wir etwas zu Abend gegessen hatten, gingen wir hinunter zum See, schauten uns den Strand, die Stadt und den Campingplatz an. Zum Abschluss unserer kleiner Exkursion kauften wir uns zwei große echte italienische Eis (seltsamerweise sehr preiswert) und bereuten es am Ende nicht an den Gardasee gefahren zu sein. Trotzdem beschlossen wir am nächsten Morgen Richtung Po-Ebene weiter zu fahren.

Auf dem Weg nach Ostiglia in der Poebene

30. August 2010. Vom Gardasee ging unsere Reise am frühen Vormittag weiter. Unser Ziel. Ostiglia in der Poebene. Leider sollte uns das Ziel, der Wohnmobilstellplatz „Azzienda Agrituristuica Il Glicine”, für immer verborgen bleiben. Es sollte es sich eigentlich um einen Bauernhof, welcher sich direkt am Fluss Po befindet, handeln.

Unsere Bemühungen diesen Ort mit dem Navi und dem Fahrrad zu finden wurden nicht mit Erfolg gekrönt. Auch das GPS versagte hier die Auskunft. Wir waren sogar bis zum Ufer des Po’s (wie sich das anhört) mit dem Fahrrad gefahren. Gibt es diesen Ort wirklich? Wenn es ihn gibt und er so schön ist wie er auf dem Foto im Bordatlas abgebildet ist, dann haben wir in der Tat etwas versäumt. Schade.
Cento in der Provinz Ferrara in Oberitalien

Von Ostiglia setzten wir etwas genervt unsere Tour fort. Im Stellplatzführer hatten wir uns in der Hoffnung, dass es diesen Ort wirklich gibt, den Ort Cento ausgesucht. Auch hier zeigte sich, dass es sich als schwierig erwies den Wohnmobilstellplatz zu finden. Aber nach dem dritten Versuch fanden wir ihn endlich und waren erleichtert.

Wir verbrachten eine Nacht auf dieser Plantage. Es handelt sich um ein sehr schönes Anwesen. Eine sehr ruhige Lage am Rand einer Birnenplantage. Saubere Toiletten und ein sehr freundlicher und netter Besitzer. Es wurde noch ein sehr schöner Abend, den wir mit unseren Hunden für einen Spaziergang durch die Birnenplantage nutzten.

Über die Apenninen nach Florenz

31. August 2010. Am nächsten Morgen brachen wir früh auf und machten uns auf den Weg nach Florenz. Wir wählten hier die Landstraße über die Apenninen. Die Apenninen beginnen im Nordwesten Italiens, als Fortsetzung der Ligurischen Alpen. Die Grenze zwischen Alpen und Apenninen befindet sich in Col di Cadibona Richtung der französischen Grenze.


Von hier aus verläuft der Gebirgszug nach Osten bis an die Adria. Dann geht es weiter nach Süden, wo sich in dem Gebirgszug der Abruzzen, in Gran Sasso d’Italia, der höchste Berg (2912m) der Apenninen befindet. In Nordsizilien geht dieser Gebirgszug in die nordsizilieanische Gebirgsketten über. Die Fahrt über die toskanisch-emilianischen Apenninen ist ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.

Kleine verschlafene Orte die zum Anhalten einladen, eine traumhafte Landschaft die zum langsam Fahren einlädt, steile Steigungen bis auf über 900 m Höhe fordern die Leistung des Motors von unserem Wohnmobil und die Abfahrten die Bremsen. Der Weg nach Florenz führte uns durch das Chianti, einem der größten und hochwertigsten Weinanbaugebiete Italiens.

Als wir über den Pass den Abstieg begannen, erstreckte sich vor uns die Ebene, dort wo sich Florenz befindet, und im Süden die Hügel des Chianti. Ein atemberaubendes Panorama das wir wohl niemals vergessen werden.

Endlich in Florenz

Einen Wohnmobilstellplatz fanden wir in Soffiano, einem Ortsteil von Florenz. Nachdem wir einige Male die Via di Scandicci heruntergefahren waren, entdeckten wir sie dann auch endlich, unscheinbar zwischen zwei Häusern, die Einfahrt zu der Hausnummer 241.

Der Stellplatz ist durch ein Tor gut gesichert, dass sich nur mit einem Zalencode öffnen lässt. Der Preis beträgt 15 Euro und ist für diese Lage angemessen. Sofort vor der Einfahrt, auf der Via di Scandicci, befindet sich eine Bushaltestelle. Nachdem wir etwas gegessen hatten, fuhren wir mit dem Bus hinunter nach Florenz hinein.

Florenz ist eine wirklich faszinierende Stadt, die auf eine große Geschichte zurück schaut. Namen wie Michelangelo, Machiavelli, Leonardo da Vinci oder Galileo Galilei sind mit dieser Stadt verbunden. Aber auch die Bauwerke des 14.-15.- und 16. Jahrhunderts und natürlich dem Fluss Arno, der die Altstadt durchfließt. Florenz (Florentia, nach der röm. Göttin der Blumen und des Pflanzenwachstums) wurde 59 v. Chr von Julias Cäsar gegründet.

Am Anfang befand sich in dieser Kolonie das Castrum. Also war es ursprünglich nur ein Militärstandort. Florenz spielte, eine Zeitlang, begünstigt durch ihre Lage, eine wichtige Rolle. Über die Jahrhunderte verlor die Stadt durch politische Veränderungen nach und nach ihren Stellenwert. Erst um 1000 n. Chr. erlangte Florenz durch die Verlegung des karolinger Amtssitzes unter dem Markgrafen Hugo wieder an Bedeutung. Die fränkischen Karolinger waren ursprünglich Reichsverweser (Hausmeier, also Verwalter) unter den Merowinger ohne jeden Herrscheranspruch.


Erst unter Karl dem Großen erlangten sie Macht, Einfluss und die Kaiserkrone. Die Macht der Karolinger ging weit über die Grenzen Roms hinaus und sie beherrschten die Region über eine lange Zeit. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Stadt als Maßstab von Kunst, Kultur und Architektur bekannt. Viele bekannten Künstler und Gelehrte ließen sich dort nieder.

Die Epoche der Renaissance prägte diese Zeit und diese Stadt. Begünstigt durch diese Entwicklung wurde Florenz auch eine bedeutende Stadt der Finanzwelt. Hier spielte die Familie der Medici im 15. und 16. Jahrhundert eine große, einflussreiche und mächtigste Rolle. Inzwischen sind alle diese Geschichten und Personen vergangen, doch, geht man durch Florenz und lässt alle diese visuellen Eindrücke auf sich einwirken, so fühlt man sich als Besucher wie ein Wanderer durch die Große Zeit diese Stadt. Florenz ist eine der schönsten und beeindruckendsten Städte die wir je gesehen haben. Ohne Zweifel hatte Florenz einen großen Einfluss auf die Entwicklung des restlichen, damaligen Europa.
Lucca, die Stadt der 100 Kirchen
01.Septemeber 2010. Am Vormittag verließen Florenz mit unserem nächsten Ziel, der Stadt Lucca. Der Wohnmobilstellplatz von Lucca befindet sich in der Via del Tiro a Sengno inundated machte auf den ersten und auch den zweiten Blick einen sehr guten Eindruck. Die einzelnen Stellplätze sind von Hecken umgeben und man steht auf Schotter.
Die Entsorgungsstation ist sehr sauber. Was dabei positiv auffiel, war, dass Trink- und Brauchwasser getrennt sind. Der Schlauch zum reinigen der chemischen Toilette ist so kurz, dass er nicht bis an den Wassertank des Wohnmobils reicht. Trotzdem konnte ich beobachten, wie ein Wohnmobilfahrer den Frischwasserschlauch zum Reinigen der Toilette verwendete. Kommentar überflüssig. Auch die sanitären Anlagen entsprachen einem gehobenen Standard. Angrenzend befindet sich ein Schwimmbad für die Benutzer des Wohnmobilstellplatz.

Ich konnte in einem bekannten Wohnmobilportal nachlesen, dass die angrenzenden Sportschützen störend sind. Hier möchte ich korrigieren. Es handelt sich nicht um Sportschützen, sondern um Böller, die die Vögel von den Feldern verjagen sollen.

Hinter dem Platz befinden sich einige Möglichkeiten um mit den Hunden „Gassie” zu gehen.

Bis zur alten Stadtmauer benötigt man zu Fuß etwa 20 Minuten. Also nutzen wir den schönen warmen Spätsommerabend um uns Altstadt von Lucca anzusehen.

Einige geschichtliche Informationen
Unsere kleine Entdeckungsreise durch Lucca



02. September 2010. Am frühen Vormittag machten wir uns erneut zu Fuß auf den Weg in den historischen Teil der Stadt Lucca. Was uns dabei sofort auffiel, waren die vielen Kirchen. Das ist auch der Grund warum Lucca als die „Stadt der 100 Kirchen” bezeichnet wird. Tatsächlich sind es nur 99. Wo sich die Nummer 100 befindet weiß wohl niemand so recht.



Die wunderschöne Architektur und die vielen verschiedenen Bauepochen die wir sahen, lässt nur den Reichtum vergangener Zeiten dieser Stadt erahnen. Einer der berühmtesten und erfolgreichsten Bürger dieser Stadt war wohl der Komponist Giacomo Puccini. Er wurde 1858 in Lucca geboren (starb 1924 in Brüssel). Wie schon sein Vater und auch sein Großvater verschrieb er sich der Musik. La Bohème, Tosca oder Madam Butterfly fallen dem Kundigen sofort ein.

Bewegt sich der Besucher innerhalb der Stadtmauern, wird er unweigerlich mit der langen Geschichte dieser Stadt verbunden. Manchmal fühlt er sich sogar zurück versetzt in vergangene Zeiten. Wir wählten auf unserem Ausflug den Weg durch die Stadt, sahen uns Kirchen und Gebäude an, besuchten eines der vielen Staßencafes, genossen die wärmende Spätsommersonne der Toskana, den Cappuccino und die wunderbaren Eindrücke, die auf uns einwirkten.


Für den Rückweg nutzten wir den Weg über die Stadtmauer rund um die Stadt. Immer wieder unterbrachen wir den Spaziergang, um dann wieder neue Ansichten aus verschiedenen Positionen dieser Stadt in uns aufzunehmen. Draußen, auf der anderen Seite der Mauer kann der Besucher das 21. Jahrhundert ausmachen und hoffen, dass es vor den Stadtmauern von Lucca halt machen wird.



Unser Schluss am Ende des Tages war, wer in die Toskana fährt, sollte diese Stadt Lucca auf keinem Fall vergessen zu besuchen. Es lohnt sich.
Castiglioncello-Fortullino in Ligurien

03. September 2010. Unsere Reise ging nun weiter. Das nächste Ziel: Der Wohnmobilstellplatz Castiglioncello-Fortullino. Castiglioncello befindet sich in der Provinz Livorno, gehört zur Gemeinde Rosignano Marittimo und befindet sich direkt am Ligurischen Meer. Von Lucca nahmen wir wieder die Landstraße. Und auch dieses Mal war die Reise dorthin schon ein großartiges Erlebnis.

Vorbei an Weingütern, Olivenplantagen, wunderschönen toskanischen Häusern und Orten ging unsere Reise durch die Toskana weiter. Unterwegs legten wir einen Stop ein, um unsere Vorräte aufzufrischen. Dann endlich sahen wir das Meer und die wunderbare Küstenlandschaft. Die Küstenstraße gab uns den Blick über das Ligurische Meer frei. Blaues Wasser und blauer Himmel. Temperatur so um 30°. Genau so soll es sein in der Toskana und dem Ligurischen Meer.

Endlich erreichten wir den Wohnmobilstellplatz. Ein wirklich sehr schöner Platz mit Riesenkakteen und Palmen. Alles vorhanden. Der Platz ist Terrassenförmig angelegt. Wir stellten uns auf einen freien Platz mit Blick auf das blaue Meer, fuhren unsere Markise aus, stellten die Stühle und den Tisch vor unser Wohnmobil und fühlten uns einfach sehr wohl. Und wir genossen die warme Spätsommersonne der Toskana, die sich von ihrer besten Seite zeigte. Ein Glas Rotwein am Abend machte diesen Tag perfekt.


Was kann besser sein?

Wir verbrachten einen wunderbaren Tag am Meer. Die Sonne schien. Was kann es schöneres geben. Doch unser Glück sollte getrübt werden, denn es war Freitag. Der Wohnmobilstellplatz wurde zunehmend voller. Viele Italiener nutzten das schöne Wetter, um das Wochenende am Meer zu verbringen. Und wenn Italiener feiern dann wird es laut. Sehr laut. So ging es bis tief in die Nacht. Am nächsten Morgen beschlossen wir Castiglioncello wieder zu verlassen und Richtung Livorno zu fahren. Es lehrte uns, solche exponierten Plätze am Wochenende zu meiden.
Ein schöner Wohnmobilstellplatz in Livorno


4. September 2010. Es ist Wochenende in Italien und wunderschönes Wetter. Halb Italien ist auf den Beinen. Halb Italien? Wir hatten den Eindruck, das eher ganz Italien auf den Beinen ist. Als wir den Wohnmobilstellplatz verließen, begann unsere Irrfahrt. Zuerst führte uns die Fahrt nach Livorno. Livorno hat einen sehr schöner Wohnmobilstellplatz, ……..das haben wir gelesen. Aber leider nicht gesehen, denn für uns blieb der Platz wegen unseren Hunden verschlossen. Wer unsere Hunde nicht möchte, wird uns als Gast auch ohne Hunde nicht zu sehen bekommen. Es gibt noch viele andere schöne Plätze auf denen das kein Problem darstellt.
Deiva Marina in Ligurien in der Provinz La Spezia


Also reisten wir weiter nach Deiva Marina. Diese Stadt befindet sich in Ligurien und gehört zur Provinz La Spezia. Bis nach Genua sind es von hier aus nur noch 70 km und nach Castiglioncello sind es 160 km. Deiva Marina gehört zu einer der beliebtesten Badeorten der Italiener. Und das war auch der Haken, denn es war noch immer Wochenende. Als wir an dem Wohnmobilstellplatz ankamen war dieser vollständig überfüllt.

Es wurde uns eine kleine Ecke zugewiesen, eingekeilt zwischen zwei kleineren Wohnmobilen. Das Einparken war schon schwierig. Als wir dann endlich in der Lücke waren, bekamen wir unsere Türe am Wohnmobil kaum noch auf. Das wollten wir uns wirklich nicht antun. Wir beschlossen weiter zu fahren. Mit Mühe gelang es uns, zentimeterweise rückwärts wieder aus der Lücke herauszukommen und den Wohnmobilstellplatz auch rückwärtsfahrend zu verlassen. Teilweise trennten uns nur wenige Zentimeter von den anderen Wohnmobilen. Ich war durchgeschwitzt. Aber wohin nun?
Weingut von Signor Borella aus Collalto

Wir hatten in unserem Stellplatzführer von einem Wohnmobilstellplatz auf einem Weingut in Colle di Val d’Elsa – Collalto gelesen. Also machten wir uns auf den Weg und fuhren 220 km wieder zurück. An Viareggio, Lucca, Piosta und Florenz vorbei Richtung Siena nach Colle di Val d’Elsa.

Das hätten wir einfacher haben können. Denn von Lucca bis nach Castiglioncello sind es nur 70 km.

Von Colle di Val d’Elsa schickte uns das Navi 6 km weiter nach Collalto. Die Straße zu dem Ort führte uns steil bergauf durch die Weinberge, immer weiter nach oben bis zu dem kleinen Ort Collalto. Dort befanden wir uns plötzlich auf einem großen Platz mitten in einem Dorf. Auf dem Platz saßen viele Menschen. Wir konnten förmlich spüren wie sie uns neugierig beobachteten. Aber wie ging es nun weiter? Das war die Frage.



Zwischen ein paar Häusern entdeckten wir wie beschrieben eine kleine Straße, knapp drei Meter breit. Wir folgten dieser Straße, auch schon mit der Befürchtung rückwärts wieder raus fahren zu müssen. Doch, es war tatsächlich eine Straße. Vorsichtig fuhren wir durch diese schmale Lücke zwischen zwei Häusern, die eine Straße ist, hindurch. Wir mussten nicht nur unser Wohnmobil oben im Blick behalten, sonder auch seitlich an der Unterseite, damit wir nicht die Treppen der Häuser tauschieren. Dabei wurden wir von den Bewohnern des Ortes, die auf Stühlen auf dem zentralen Platz des Ortes saßen, neugierig beobachtet. Wir hatten den Eindruck das wir wohl einen leicht exotischen Eindruck auf die Bewohner des Ortes machten.


Hinter dem Dorf wurde aus der geteerten Straße ein unbefestigter Weg, der weiter bergauf führte. Es kamen Zweifel auf, ob das wohl der richtige Weg sei. Doch dann sahen wir das Weingut Casale. Ein typisches Landhaus im typischen Stil dieser Gegend. Wir fuhren über den Hof und dann ein Stück bergab und standen dann auf der Lichtung eines kleinen Wäldchen zwischen Weinstöcken und Olivenbäumen. Traumhaft. Ver- und Entsorgung befinden sich auf dem Wohnmobilstellplatz. Jeder Stellplatz verfügt über eine beleuchtete Stromsäule. Toilette und Dusche sind vorhanden. Die Ausstattung ist „semplicemete” und erinnert etwas an „Dschungelcamp” ist aber zweckmäßig.



Der Eigentümer dieses sehr schönen Weinguts ist Giovanni Borella. Er ist Maler, Bildhauer und natürlich Weinbauer. Er baut die Rebsorten Sangiovese, Canaiolo nero, Trebbiano und Malvasia Lunga del Chianti nach biologisch dynamischen Methode an und keltert nach althergebrachten Verfahren. Das Resultat ist ein erlesener Chianti Colli Senesi. Außerdem befinden sich auf dem Gut verschiedene Olivenhaine, deren Früchte auf einer historischen Mühle zu einem ausgezeichneten Olivenöl gepresst werden.

Außer uns befand sich auf dem Wohnmobilstellplatz ein Paar aus Bayern mit ihrem Wohnmobil. Eine sehr nette Bekanntschaft. Zudem das Hobby des Mannes etwas mit meinem Beruf (Leidenschaft) zu tun hat. Er ist Besitzer verschiedener Oldtimer. Im Gespräch kam heraus, dass wir in der Vergangenheit schon einmal Kontakt gehabt hatten. Er konnte sich sogar noch an meinen Namen erinnern. Und tatsächlich auch noch an ein Telefonat, dass wir einige Jahre vorher geführt hatten. Die Welt ist klein und trifft sich in der Toskana.

Wir genossen die Zeit auf dem Weingut. Erholung pur. Die Hunde konnten ohne Leine laufen und wir genossen die Sonne, die Ruhe und das Glas Wein am Abend. Doch mussten wir langsam an die Rückreise nach Deutschland denken, denn bald würde unser Urlaub zu Ende sein.
Parma in Oberitalien

06. September 2010. Wir erreichten Parma. Parma ist eine oberitalienische Stadt in der Region Emilia-Romagna und befindet sich südwestlich der Poebene. Sie ist von Colle di Val d’Elsa 230 km entfernt. Der Ursprung dieser Stadt geht auf die Etrusker zurück. Hier wollten wir nur einen Tag bleiben. Der Wohnmobilstellplatz selber befindet sich in einem Gewerbegebiet. Ver- und Entsorgung, Dusche und WC, ist alles vorhanden. An jedem Platz gibt es Strom.

Am späten Nachmittag gingen wir in die Innenstadt von Parma. Leider hatten wir mit dem Wetter kein Glück. Es fing heftig an zu regnen. Wir brachen unsere kleine Entdeckungstour ab und gingen wieder zurück zum Wohnmobilstellplatz und beabsichtigten, die Stadt am nächsten Morgen noch einmal zu besuchen. Da aber auch am nächsten Morgen das Wetter nicht besser wurde, beschlossen wir nach Verona weiter zu fahren.
Ein Kurzaufenthalt in Verona
07. September 2010. Von Parma fuhren wir nun weiter nach Verona. Verona ist eine Stadt in der Veneto (Venetien). Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur Brennerautobahn.
Einiges zur Geschichte von Verona

Einige geschichtliche Informationen über Verona
Die Gründung Veronas ist auf die Euganeer (ein halbmytihscher Stamm) zurückzuführen, die es in diese Region verschlagen hatte. Durch die Invasion eines keltischen Stammes blieb Verona ca. 460 Jahre unter deren Machtbereich.
89 v. Chr. wurde Verona zu einer römischen Kolonie.Das berühmte Amphitheater von Verona entstand etwa in der ersten Hälfte des 1. Jahrhundert. Hier fanden in der römischen Zeit die von der Bevölkerung sehr beliebten blutigen und grausamen Gladiatoren- und Tierkämpfe statt.
Aber auch als Theater- und Sportstätten wurden sie genutzt. Gut dass heute hier nur noch kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Unter Kaisers Augustus wurde Verona zu einer anmutigen Stadt. Über mehr als 5 Jahrhunderte war Verona in dem Machtbereich von Rom. Es gab in dieser Zeit viele Machtkämpfe und Schlachten um diese Stadt. Hervorzuheben ist hier der Überfall von Attila, einem Hunnenkönig, im Jahre 452, der die Stadt fast vollkommen verwüstete und ausraubte.
489 wurde sie Residenz von Theoderich einem Ostgotenkönig, der sich im Zeitalter der Völkerwanderung in Europa einen Namen gemacht hatte.
Bis ins 6. Jahrhundert blieb Verona unter der Herrschaft der Ostgoten und Alboin, einem König der Langobarden.
952gehörte die Stadt zum Herzogtum Bayern und dann 976 zu Kärnten.
Im 12 Jahrhundert erhielt die Stadt ihre Stadtrechte und wurde unabhängig.
1387 fiel Verona an Mailand, 1405 an Venedig, 1797 an Österreich
1866 nach dem Preußisch-Deutschen Krieg fiel Verona an Italien.
Verona ist wie eine schöne Frau, die jeder haben will, die aber niemand besitzen kann.

Romeo und Julia. Wer an Verona denkt, denkt natürlich auch an William Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia”. In der Via Cappello 27 befindet sich der Balkon, auf dem Julia Ihren Geliebten erwartete. Jetzt möchte ich keine Illusionen zerstören, aber es ist eben nur eine erfundene Geschichte von Shakespeare.

Das Gebäude gehörte der Familie Del Cappello und der Balkon wurde nachträglich dort angebaut um den Besuchern den Flair des Theaterstücks zu vermitteln. Doch dieser Balkon zieht jedes Jahr tausendeMenschen an. Jeder erwartet den Augenblick, daß Julia auf diesem Balkon erscheint. Wunderschön und unschuldig, um Ihren Geliebten zu empfangen.
Die Arena von Verona




Unser Weg von dem Wohnmobilstellplatz in Verona führte uns zu der Arena. Wir kauften uns zwei Eintrittskarten und schauten uns das Gebäude an. Es ist sehr beeindruckend, wenn man denkt, wie alt diese Arena schon ist und in welch einem gutem Zustand sie sich noch heute befindet.


An diesem Abend spielte dort die Rockband „Supertramp“. Wie gerne wären wir (ich, Roger, bin ein großer Fan dieser Band) dabei gewesen. So blieb es nur bei dem Einspielen der Instrumente. Hier und da sahen wir einen der Bandmitglieder über die Bühne laufen. Aber das war es auch schon.

Auf einem kleinen Markt auf der Piazza delle Erbe erstanden wir eine Karnevalsmaske mit Zertifikat. Die Auswahl fiel sehr schwer, da die Eine schöner als die Andere war. Aber wir fanden eine, die uns sehr gut gefiel. Sie hat heute einen festen Platz an der Wand in unserem Wohnzimmer.

Wir blieben noch einige Stunden in Verona und ließen die Stadt einfach auf uns einwirken. Verona ist auf jedem Fall eine Reise wert. Irgendwann werden wir wiederkommen, vielleicht sogar mit zwei Eintrittskarten für eine Oper von Verdi, die in der Arena aufgeführt wird.







Gegen Abend verließen wir Verona und fuhren nach Garda am Gardasee, wo wir nur eine Nacht verbrachten.
Auf dem Weg nach Füssen. Defekt am Motor
09. September 2010. Am Morgen regnete ohne Unterlass. Also setzten wir unsere Reise weiter fort. Wir hatten uns als Tagesziel das Städtchen Füssen ausgesucht. So erreichten wir die Brennerautobahn. Es ging gut voran. Kurz vor der österreichischen Grenze passierte es dann. In einer Steigung verlor der Motor plötzlich an Leistung. Von 100 km/h fielen wir auf 50 km/h. Die LKWs überholten uns. Keine Chance. Es ging nicht schneller.
Auf einem Parkplatz hielten wir kurz an. Kurze Diagnose. Der Motor lief ganz normal. Die Überprüfung der Ansaugschläuche zum Turbolader und zum Intercooler waren in Ordnung. Kein Ölverlust. Alle wir Zylinder liefen ganz Normal. Was mir aber auffiel, war, dass Teile des Luftfilters nicht mehr vorhanden waren. So fuhren wir mit stark verminderter Leistung weiter nach Füssen.

Am späten Nachmittag erreichten wir dann endlich den Wohnmobilstellplatz in Füssen. Nachdem wir etwas gegessen hatten, schaute ich noch einmal nach dem Motor. Bei der Überprüfung des Luftfilters stellte ich dann fest, dass er so gut wie nicht mehr vorhanden war. Den größten Teil hatte der Turbolader gefressen. Wir vertagten dieses Problem auf den nächsten Tag und genossen den Abend auf dem sehr schönen Stellplatz. Bei unserem abendlich Spaziergang mit den Hunden beschlossen wir in nächster Zeit Füssen noch mal zu besuchen.
09. September 2010. Nachdem wir den Stellplatz verlassen hatten, suchten wir einen Fordhändler auf und besorgten uns dort einen neuen Luftfilter. Aber auch der Einbau eines neuen Filters brachte keine Änderung. So ging es mit verminderter Leistung weiter Richtung Heimat. Solange es keine Steigungen gab, lief der Motor gut. Gegen Abend erreichten wir dann endlich Buchholz.
Obwohl diese Reise mit einer nicht unerheblichen Panne endete, können wir nur feststellen, dass es eine sehr schöne und abwechslungsreiche Reise war. Wir haben viele interessante und schöne Orte gesehen, viele nette Menschen sind uns auf dieser Reise begegnet.
Wir waren oben in den Alpen und unten am Mittelmeer. Wir haben große bedeutende Städte gesehen und unbekannte Orte die kaum jemand kennt. Wir haben den Schnee gesehen und die warme Mittelmeersonne. Wir standen auf großen, lauten und überfüllten Wohnmobilstellplätzen und alleine auf Plätzen, wo man die Stille hören konnte. Wir waren in der Toskana, einer der schönsten Regionen in Europa. All diese Dinge kann man nur “On Tour” mit einem Wohnmobil erleben.
Nachtrag zu der Motorpanne
Im Nachherein. Es war der Ladeluftkühler. Ich hatte es mir schon gedacht. Dieser hatte ein Leck, sodass er die angesaugte Luft nicht mehr abkühlen konnte. Preis für diese Reparatur: 1800 Euro plus 200 Euro für einen Fehlversuch (Die Fehldiagnose ließ sich die Werkstatt, Ford Vertragshändler, auch noch bezahlen). Wir fühlten uns von dem Fordhändler leicht über den Tisch gezogen. Ich bin vom Fach und hätte diesen Kühler für ca. 130 bis max 150 Euro bekommen. 2 h für Aus- und Einbau wenn ich es selber gemacht hätte.

Das von mir reklamierte rechte Radlager hatte er wie ich es wünschte nicht für den Preis ausgetauscht. Das habe ich dann selber gemacht. Radlager 35 Euro + neue Bremsklötze für ca 25 Euro + 10 Euro Trinkgeld für die Benutzung der hydraulischen Presse bei einem Bekannten.
Nachtrag
Mit dem gleichen Fordhändler hatte ich wenig später ein zweites Erlebnis. Wir fuhren zu dieser Zeit neben dem Wohnmobil noch einen relativ neuen Ford Focus 1600 TDTI. Eines Tages stellte ich fest, dass es im Innenraum nach Abgasen roch. Hilde brachte das Fahrzeug zu dem besagten Fordhändler. Der Kostenvoranschlag: 1600 Euro plus Mehrwertsteuer. Das wollte ich nicht einfach so hinnehmen. Ich muss dazu sagen, dass ich als Redakteur im KFZ Oldtimer Metier arbeite.
Ich wusste, dass dieser Motor kein Ford Motor ist, sondern ein Motor des französischen Automobilherstellers Peugot. Dort fand ich einen Hinweis zur ersten Inspektion. Nach ca. 10.000 km sollten die Einspritzventile nachgezogen werden. Das habe ich dann auch gemacht. Arbeitszeit ca 20 Minuten. Werkzeug: Einen Drehmomentschlüssel mit einer Tox-Nuss plus Verlängerung. Danach war das Problem gelöst und der Fordhändler hatte nun entgültig einen Kunden weniger.
Und schon planen wir unsere nächste Reise. Wohin? Natürlich dorthin, wo es schön ist.
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